Es hatte schon öfter mal gewackelt auf Bohol. Meistens konnte man sehen, das die Deckenlampe etwas schaukelte oder das Wasser in den großen Behältern etwas schwappte. Doch als an diesem Morgen des 15. Oktober 2013, um 8:15 Uhr, die Erde anfing zu beben, war alles anders.
Ich saß gerade vor meinem PC und meine Frau wollte sich gerade in die Stadt aufmachen, als es zunächst ein bischen anfing zu rumpeln.
Wir hatten es uns zur Gewohnheit gemacht, bei einem spürbaren Beben aus dem Haus zu laufen und so taten wir es auch diesmal. Wir kamen bis zum Hoftor, als plötzlich die Hölle losbrach. Begleitet von einem unendlich lauten Donnergrollen begann die Erde zu beben und meine Frau fiel auf den Boden.
Ich selbst konnte mich an dem großen Stahltor festhalten aber meine Beine wurden hin und her geworfen. Als ich mich umdrehte, sah ich wie unser zweigeschossiges Haus wackelte und eine zugemauerte Balkontür einfach aus der Fassade fiel. Ich dachte in dem Moment, das Haus stürzt ein.
Die alte Kirche in Loon, strürzte komplett ein.
Das Beben dauerte nur ca. 30 - 40 Sekunden, die einem wie eine Ewigkeit vorkamen. Als es zunächst aufhörte, schossen überall aus dem Boden Wasserfontainen und das ganze Grundstück wurde in kürzester Zeit geflutet. Die braune Brühe floß auch ins Haus und bildete eine dicke Schlammschicht, die in den folgenden Tagen festtrocknete.
Überall da, wo die Wasserfontainen waren, waren anschließend bis zu einem Meter große und tiefe Löcher im Boden (Sinkholes).
Die neue Markthalle in Loon, nach dem Erdbeben. Inzwischen wurde sie komplett abgerissen.
Ein paar Minuten nach dem Beben, rannte ich noch einmal zurück ins Haus um zunächst die Tasche mit unseren Papieren und die Kreditkarten zu holen.
Am selben Nachmittag und am nächsten Morgen kamen wir dann nochmal zurück, um noch ein paar Sachen zum anziehen zu holen und das war´s dann. Am Nachmittag des 2 Tages traten wir bereits die Flucht an.
unächst nach Cebu und nach einer kleinen, eher unfreiwilligen Rundreise über die Philippinen, nach Thailand.
Die Folgen:
Auf eine Länge von ca. 11 km, zwischen Maribojoc und Loon, hat sich der Meeresboden gehoben und der ganze ehemalige Flachwasserbereich wurde trocken gelegt.
Etwa 20 Minuten nach dem Beben, fuhr ich mit dem Roller nach Loon, den nächst größeren Ort. Dort bekam ich einen Schock, als ich die eingestürzte große Kirche sah. Bohol ist bekannt für seine zahlreichen alten Kirchen, die noch aus der Zeit der Spanier stammen. Die meisten davon sind bei dem Beben eingestürzt oder stark beschädigt.
Das gilt auch für etwa jedes 2. Haus auf dem Weg von Loon nach Tubigon (ca. 30 km). Einige stehen schief, andere sind komplett zusammen gebrochen. Einige wenige haben nur ein paar Risse abbekommen.
Dieses eingestürzte Haus in der Nachbarschaft wurde inzwischen (2016) wieder aufgebaut.
Gleiches gilt für die Staßen. Alle paar hundert Meter ist die Strasse aufgebrochen, so dass man mit dem Moped oder Tricycle auf den Seitenstreifen ausweichen muß.
Außerdem sind einige der Brücken eingestürzt, so das man mit dem Boot übersetzen muß. Busse und Jeepneys fahren an diesen ersten Tagen nicht mehr, man sieht nur Mopeds und Tricycle auf der Strasse.
Es gibt auch kein Benzin mehr. Die Tankstellen sind alle geschlossen, weil sie entweder selbst stark beschädigt sind aber auch, weil es zunächst keinen Strom mehr gibt.
Auch der alte Watchtower bei Punta Cruz hat bei dem Erdbeben einiges abbekommen
Ich fürchte, es wird Wochen und Monate dauern, um wenigstens die Infrastruktur wieder herzustellen, von den Gebäuden ganz zu schweigen. Da werden wohl Jahre vergehen.
Die Urlaubsgebiete:
Den bekannten Alona Beach, am anderen Ende der Insel, hat es wohl weniger stark getroffen. Zum Glück sind die meisten Unterkünfte dort auch nur einstöckige Gebäude. Einige der Swimmingpools sind angeblich gebrochen.
In der Inselhauptstadt Tagbilaran scheint sich das Leben langsam wieder zu normalisieren, auch wenn es zur Zeit Probleme bei der Strom und Wasserversorgung gibt, was aber dem Taifun Hayan geschuldet ist der 14 Tage nach dem Erdbeben ebenfalls die Philippinen heimgesucht und die Stadt Tacloban und Umgebung dem Erdboden gleich gemacht hat.
Auf dem Loboc River fahren angeblich schon wieder die Boote ihren "River Cruise" aber die alten Kirchen, die man sonst auf einer Inselrundfahrt besucht hat, sind nun schlichtweg kaputt. Wegen der zerstörten Brücken, kann eine Inselrundfahrt im Moment aber sowieso nicht stattfinden.
Fast 2 Jahre später hat sich die Lage auf Bohol wieder normalisiert und es sind sogar einige neue Hotels entstanden. Die kaputten und eingestürzten Häuser wurden größtenteils abgetragen und teilweise wieder neu aufgebaut. Eingestürzte Brücken wurden schon nach kurzer Zeit durch temporäre Stahlbrücken ersetzt und werden nun nach und nach neu aufgebaut.
Insgesamt kann man sagen, dass sich die Insel gut erholt hat und auch die Infrastruktur wieder hergestellt ist. Einem Urlaub auf Bohol steht also nichts mehr im Wege.